HINTERGRUND

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Projekt LINA* sammelte im Laufe des Jahres 2024 Geschichten und Stimmen zum Thema ‘Sternenkinder’. Die gesammelten Ergebnisse der Interviews, sowie Einblicke in das Handwerk des Animationsfilms sollen über diese Webseite einem interessierten Publikum zugänglich sein. Das Archiv von zirka 21 Stunden Gesprächsmaterial betroffenen Menschen als Inspiration und therapeutische Anlaufstelle dienen.

Das hier beleuchtete Phänomen ist kein Seltenes, und gerät als gesellschaftliches Tabu oft in eine prekäre Nische, die zu seelischen Schieflagen führen kann. Für den Film und die Sammlung werden Menschen gesucht, die anderen Betroffenen neue Sichtweisen und heilende Perspektiven schenken wollen.

Im digitalen Zeichentrick wurde ein Spielart des Dokumentarfilms geschaffen, der den intimen Raum des Kinos nutzen will, um sich der Thematik zu öffnen. Warum? Weil unsere Gesprächskultur in diesem Bereich sehr unbeholfen damit umzugehen weiß. Weil der Körper der Frau und damit verbundene Themen für viele Jahrhunderte in verklärte Narrative abgerutscht sind. Wir brauchen neue Werkzeuge, müssen Schritt für Schritt lernen, diese zu benutzen und bereit sein, dem Tabu ins Auge zu sehen.

Weiter unten finden Sie Texte aus den Anfängen des Projektes. Wie zum Beispiel den Aufruf zum Mitmachen und einen damit verbundenen Fragenkatalog für die Interviews.


Aufruf

Projekt Lina sammelt Geschichten und Stimmen zum Thema ‚Sternenkinder‘ und möchte dies ausgehend von Audioaufnahmen zu einem animierten Dokumentarfilm verarbeiten. Dazu werden Menschen gesucht, die bereit sind, ein offenes Gespräch darüber zu führen und dabei ein Mikrofon am Kragen zu tragen. In dieser ersten Annäherung sollen vor allem der innere Erfahrungsraum, Bewegungen von Sichtweisen, der kulturelle Kontext, die subjektive Wahrnehmung und Veränderungen dessen behandelt werden. Teilnehmer:innen bleiben dabei selbstverständlich anonym.

Mein Name ist Remo Rauscher (*84), aufgewachsen im Raum Gmunden und lebe derzeit in Linz. Als Freischaffender im Bereich Animationsfilm mache ich viele verschiedene Projekte, leite Produktionen und unterrichte, filme und animiere für verschiedene Kunden oder stehe für die freie Szene als Musiker, Visualist oder Darsteller auf der Bühne.

2024 steht dank einer gelungenen Förderung im Licht dieses Dokumentarfilms. Für ein Gespräch komme ich gerne überall hin, lade jederzeit zu mir in meine Küche in der Linzer Altstadt oder freue mich über jeden Kontakt. Einen Termin finden wir bestimmt. Wichtig wäre ein ruhiges Zimmer, das eine saubere Audio-Aufnahme zulässt, um für ungefähr 30 Minuten um das Thema ‚Sternenkinder‘ und die eigene Erfahrung damit zu kreisen.

Bei Fragen oder Interesse
bitte jederzeit .

Dabei hoffe ich auf ein ehrliches Gespräch, das Emotion und Feinfühligkeit zulässt, sofern sich alle Anwesenden dabei wohl fühlen. Vor allem interessiert mich der Prozess, den man dabei erlebt, die innere Veränderung, die Lehren, die man daraus zieht, und die Verschiebungen oder Relativierungen, die sich daraus ergeben.

Aber auch die ganz offen abgehandelte Story, die Hilfestellungen, die guten und schlechten Seiten unseres Gesundheitssystems, die banalsten Ratschläge oder Ärgernisse, schlicht: die Besonderheiten, die man nicht immer jederfrau erzählen würde.

Danke für’s Vertrauen,
Remo


FRAGENKATALOG

Hier wächst ein Leitfaden an möglichen Fragen. Als Vorgeschmack und Einstimmung zum Gespräch, um Gedanken entwickeln zu lassen.


Heute

Wie hast Du von Projekt Lina erfahren?
Deine Geschichte in den Grundzügen?
Wie gehts Dir im Moment? (Skala von 1-10)
Angenommen das Leben ist eine Achterbahnfahrt, wo befindest Du Dich im Moment?
Hast Du irgendwelche Fragen vorab?
Gibt es Dinge, über die Du nicht sprechen willst?
Trägt Lina* einen Namen?

ERFAHRUNG

Was hast du bisher zur Verarbeitung der Trauer unternommen?
Was hat sich seit dieser Erfahrung für Dich verändert?
Gibt es einen Moment, den Du besonders in Erinnerung hältst?
Worüber musst Du Dich ärgern?
Welche positiven Erfahrungen hast Du bisher gemacht?

UMFELD

Welche guten / schlechten Ratschläge hast Du bis jetzt gehört?
Was würde Dir dein(e) beste(r) Freund(in) raten? Wie klingt das?
Hat die Erfahrung Beziehungen in Deinem Umfeld verändert?
Findest Du im gesellschaftlichen Raum das Gespräch?
Welches Gefühl gibt dir das Außen, wenn es davon erfährt?
Woran erkennt eine Außenstehende, was in Dir vorgeht? 
Hast Du Wünsche an unseren Kulturkreis?

PROZESS

Wie schöpfst Du Kraft?
Welche Rituale hast Du für Dich gefunden?
Welchen Titel würdest Du diesem Kapitel in deinem Leben geben?
– Welche Kapitel gibt es noch?
Etappen im Prozess der Verarbeitung?
Suchst Du die Antwort auf eine Schuldfrage?

PHYSISCH

Gibt es physische Manifestationen von Lina* ?
Wo am Körper sitzen diese Emotionen?
– Wie kann man sie beschreiben?
Was machst Du, wenn Du merkst, dass Emotionen aufkommen?

SYSTEM

Bist Du zufrieden mit medizinischen Behandlungen?
Hast Du Dich aufgehoben gefühlt in der Zeit danach?
Ist das Angebot psychosozialer Betreuung adäquat?
Wie ist Dein Verhältnis zur Medizin aktuell?
Hat Dir die Zeit des Mutterschutzes geholfen?
Was würde anderen Betroffenen nützen?

GESCHLECHT

Wie ist die Position zwischen den Geschlechtern?
Unterschiede in der Trauer?
Muss ein weiblicher Körper „funktionieren“?
Findet männliche Trauer Anerkennung?

Meta

Wann/Wie/Wo beginnt für Dich „Leben“?
Wie verstehst Du das Verhältnis zischen Leben und Tod heute?
Wie empfindest Du das Verhältnis zwischen Mensch und Natur?
Fühlt man sich als SchülerIn der Natur?
Wie behält man das Vertrauen, dass die Natur alles richtig macht?
Wie begegnest Du dem Begriff „Gerechtigkeit“ ?

Jenseits

Wo befindet sich Lina* für Dich im Moment?
Welche Rolle spielt Glaube oder Religion für Dich?
Braucht es für das Verständnis eine „Seele“?
– Ist dieser Begriff von Relevanz?
Glaubst Du an ein Leben nach dem Tod? #TearsInHeaven
1 Tag oder 90 Jahre. Wie vergleichen?

WEITERGEHEN

Wer warst Du vorher und wo bist Du heute?
Was ist bewahrenswert an der damaligen/derzeitigen Situation?
Was sind für Dich die Zutaten für Lebensfreude?
Welche Ratschläge würdest Du einem Enkelkind weitergeben wollen?

Abschluss

Gibt es eine Frage, die ich Dir nicht gestellt habe?


*Lina steht hier als Platzhalter für das Kind und darf im Kontext gerne gegen einen konkreten Namen getauscht werden.

Remo RAUSCHER *84

Persönlich habe ich die Erfahrung eines Sternenkindes nicht erleben müssen, war aber bei Freunden hautnah dabei und durfte erfahren, dass es eine große Bereicherung für den Verarbeitungsprozess sein kann, wenn man als Paar nicht alleine damit ist. Daraus resultierte die Idee für das Projekt LINA, um neue Zugänge in Form von Interviews und einem gezeichneten Film zu erarbeiten.

Filmemacher aus Linz an der blauen Donau. Freude an der Paarung experimenteller Ansätze mit gesellschaftlicher Anwendung. Tätig in den Bereichen Bühne, Animationsfilm und kollaborativem Filmemachen für Jugend und etwas älter.
www.remorauscher.at