Wie es die vielen Strömungen dieses Projekts so oft organisch gestalteten, so lande ich durch eine private Empfehlung fast leichtfüßig bei Marion Gruber-Müller für mein letztes Gespräch vor der Fertigstellung des Filmes. Sie wird mir helfen Vieles abzurunden und gewisse Fragestellungen aus professioneller Sicht zu beleuchten. Dank ihrer Expertise als Klinische- und Gesundheitspsychologin. In dieser Funktion arbeitet sie häufig mit Frauen und Paaren, die derartige Verluste erleben. So weiß sie die diversen Ambivalenzen auf vielen Ebenen zu benennen. Sei es in der Rollenverteilung der Geschlechter, im Gesellschaftlichen oder im klinischen Kontext. Pauschale Ratschläge oder Bewertungen sind hier fehl am Platz, vielmehr braucht es individuelle Betreuung und viel Feingefühl im Umgang mit Betroffenen. Und ohne Ausnahme plädiert sie für das offene Gespräch, weil wir die geistigen Bilder bearbeiten müssen, um der emotionalen Komplexität gewachsen zu sein, die einen erreicht, wenn man ein Kind verliert.
Ich frage sie nach der evolutionären Sinnhaftigkeit der Emotion Trauer, nach Methoden im Umgang mit Regenbogengeschwistern und nach möglichen Fahrplänen für Außenstehende. Und sie betont, dass es kein Richtig und kein Falsch gibt, weil jeder Mensch unterschiedlich durch den Prozess geht. Wichtig ist jedoch immer die Integration des Erlebten in die eigene Biographie, um somit eine reale Wertschätzung zu manifestieren – dem Erlebten ein offizielles Gesicht zu geben. Würde Marion die Gelegenheit haben, die Sternenkinder zu befragen, ob sich die Eltern auch unbeschwerte Momente in der Trauerzeit erlauben dürfen, ahnt sie ein hundertprozentiges „Ja“ aus einem undefinierbarem Jenseits.
Das Gesprächs-Archiv dieser Webseite führt üblicherweise längere Zusammenfassungen der Interviews, was derzeit den zeitlichen Rahmen des Projektes leider übersteigt. Daher finden Sie die leicht gekürzte Fassung vorerst nur in Audioform.