Ganz weit unten sitzt meine tiefste Angst, eine die man in bestimmten Momenten im Brustkorb als ein hohl-warmes Gefühl spüren kann: dass meine Familie sterben wird. Und daraus leiten sich für mich zwei Grundsäulen des Emotionsgebäudes ab: Rückenwind und Identität. Beides Motoren der Stabilität und des konstruktiven Optimismus. Wir haben die Tendenz unehrlich zu uns selbst zu sein und lassen elementare Regungen verkümmern, zugunsten der Männlichkeit, der gesellschaftlichen Akzeptanz und projizierter Stärke. Würde man all diese Eigenschaften hierarchisch neu platzieren, sähe die Selbsteinschätzung und das persönliche Rückgrat adhoc anders aus. Sensibilität und Empathie – in erster Linie dem Ich gegenüber – führten zum Ausgleich der Verlustängste, würden Stabilität und Balance generieren, den Abgleich mit dem Außen redundant machen. – Aber da ich nunmal Widersprüchlichkeiten akzeptiere, kann man nur annehmen, dass ich auch nur ein Tier bin, die überlegene Intelligenz eine Einbildung ist und der Trieb unterbewusst die Überhand behalten wird. Hätte ich einen Wunsch an das Pandemie-Christkind: wäre der obige Gedankengang ein Geistesblitz, den ich gerne in die Köpfe unseres großen Dorfes pflanzen würde. So, dass diese Ansätze zu arbeiten beginnen, Perspektiven fluten, Nervosität versickert und ein Momentum erzeugen, das Vertrauen in den Vordergrund stellt, dem Recht Ambivalenzen zugesteht und ein Husten Luft sein lässt. Denn die Gabe zur Relativierung und eine gesunde Portion Selbstironie erscheinen mir als Grundzutaten einer Weisheit, derer aufzublicken sich lohnt.